Pfifferlinge – unbedenklicher Genuss oder Schadstoffbomben?

Foto: Anthony Shkraba von Pexels

Pfifferlinge haben von Juli bis Ende Oktober Saison. In der Regel werden in Supermärkten Pfifferlinge aus Osteuropa angeboten. Wie stark sind diese Pilze nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl heute noch radioaktiv belastet? Auch die mögliche Belastung mit Schwermetallen wirft Fragen auf.

Pfifferlinge sind beliebte Speisepilze, da sie würzig schmecken und zu vielen Gerichten und Salaten passen. Bei Pfifferlingen handelt es sich um Wald- und Wildpilze. Sie lassen sich nicht in Kulturen züchten, sondern wachsen wild überwiegend in Nadelwäldern. Fast alle der heute im Handel angebotenen Pfifferlinge stammen aus Osteuropa. Heimische Pfifferlinge dürfen aus Gründen des Artenschutzes nicht vermarktet, sondern nur zum persönlichen Verbrauch gesammelt werden.

Nährwert von Pfifferlingen

Frische Pfifferlinge bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Wasser. Sie sind sehr kalorienarm und enthalten kaum Fett, relativ viel Eiweiß und wenig verwertbare Kohlenhydrate, dafür aber reichlich Ballaststoffe wie das im Rohzustand schwer verdauliche Chitin. Man sollte nicht nur deshalb Pfifferlinge wie auch andere Wildpilze auf keinen Fall roh essen, sondern vor dem Verzehr ausreichend lange kochen oder braten. Ansonsten können sie nicht nur Verdauungsbeschwerden hervorrufen, sondern es können an ihnen je nach Herkunft auch Eier des gesundheitsschädlichen Fuchsbandwurms anhaften, die beim Erhitzen abgetötet werden. An nennenswerten Vitaminen ist Beta-Carotin (Provitamin A), Niacin und Pantothensäure enthalten. Von Mineralstoffen und Spurenelementen kommen vor allem Kalium, Eisen und Kupfer in relevanten Mengen vor.

Pilze sind aufgrund des hohen Eiweiß- und Wassergehaltes ein leicht verderbliches Lebensmittel. Sie werden daher am besten gleich nach der Ernte zubereitet und verzehrt. Reste von Pilzgerichten lassen sich kurzzeitig im Kühlschrank aufbewahren, sollten aber beim Aufwärmen zumindest auf 70 Grad Celsius erhitzt werden.

Untersuchungen auf radioaktives Cäsium

Auch nach mehr als 30 Jahren nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl ist radioaktives Cäsium (Cs-137) noch in der Umwelt vorhanden. Da die so genannte Halbwertzeit von Cs-137 30 Jahre beträgt, ist seitdem erst die Hälfte des radioaktiven Isotops abgebaut. Somit ist Cs-137 auch in Wildpilzen nachweisbar, da es im Waldboden nicht gebunden wird und von Pfifferlingen und anderen Waldpilzen aufgenommen werden kann.

In Hessen untersucht das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie im Auftrag des Hessischen Landeslabors Pilzproben. Für diese sind Grenzwerte in der sogenannten „Tschernobyl-Verordnung“ (VO (EG) 733/2008) für die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus Drittländern festgelegt. Die Höchstwerte für radioaktives Cäsium betragen 600 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) Pilze. Die höchsten gemessenen Werte in den letzten vier Jahren betrugen 434 Bq/kg in einer Probe Pfifferlinge aus Russland und 221 Bq/kg in einer Probe Pfifferlinge aus dem Raum Wolfhagen im Landkreis Kassel - beide Proben liegen immer noch deutlich unter dem zulässigen Höchstwert.

Schwermetalle in Wildpilzen

Pilze können auch in der Umwelt vorkommende Schwermetalle wie Cadmium (Cd) oder Quecksilber über das Wurzelgeflecht aufnehmen. Allerdings nehmen einige Pilzarten mehr Schwermetalle auf als andere. Für Wildpilze wie Pfifferlinge gilt derzeit eine Cd-Höchstmenge von 0,1 mg/kg (Milligramm pro Kilogramm). Für Quecksilber wurden bisher noch keine Höchstgehalte festgesetzt.

Im Zeitraum von 2010 bis 2019 wurden vom Hessischen Landeslabor insgesamt 46 Pilz-Proben auf diese Elemente hin untersucht und kaum Auffälligkeiten festgestellt. Lediglich im Falle des Cadmiums überschritten zwei Proben aus Deutschland den zulässigen Höchstgehalt (Wildpilze = 0,814 mg/kg; Rotfußröhrling = 0,607 mg/kg). Die Gehalte der weiteren Proben hielten die gesetzlichen Grenzwerte ein.

Fazit

Nach Datenlage der Untersuchungsbehörden können sich gesunde Erwachsene Pfifferlinge bedenkenlos schmecken lassen. Kindern, Personen mit Immunschwäche oder Schwangeren wird geraten gegebenenfalls auf den Verzehr von Wildpilzen zu verzichten. Wer ganz sichergehen will, sollte - wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen - nicht mehr als 250 Gramm Pfifferlinge pro Person und Woche verzehren. Auf keinen Fall sollten Sie Wildpilze roh essen. (ack)

Quelle: https://verbraucherfenster.hessen.de/

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