Honig: In Deutschland selten ein regionales Produkt

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Honig aus dem Supermarkt stammt nur selten aus Deutschland. Der Nektar der Bienen wird aus vielen Teilen der Welt importiert. Woher genau, muss nicht einmal angegeben werden.

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von Claudius Maintz

Die Deutschen sind Honigliebhaber. Im Schnitt isst jeder von uns mehr als ein Kilo im Jahr - also etwa zwei große Gläser. Weil deutsche Imker nicht so viel produzieren, werden rund 80 Prozent des Honigs importiert.

Im Jahr betrifft das rund 80.000 Tonnen Importhonig, vor allem aus Argentinien, Mexiko und der Ukraine (jeweils 12.000 bis 13.000 Tonnen). Aber auch China gehört mit rund 5.000 Tonnen jährlich zu den Groß-Importeuren. In aller Regel erfahren Verbraucher das aber nicht. Denn wo der Honig genau herkommt, müssen Produzenten nicht angeben - die gesetzlichen Vorgaben sind nicht sehr streng.

Auf der Verpackung wird oft nicht einmal der Erdteil genannt, auf dem der Honig geerntet wurde. Auf dem Etikett steht dann zum Beispiel nur "Aus EU- und Nicht-EU-Ländern". Verbraucherschützer fordern seit Langem genauere Angaben. Der Verband der Honig-Importeure dagegen argumentiert, dass es darauf gar nicht ankomme. Die Biene arbeite weltweit nach dem gleichen Prinzip.

Honig-Ernte in China verläuft anders

China ist mit knapp einer halben Million Tonnen der größte Honigproduzent der Welt, und mit 132.000 Tonnen Ausfuhren pro Jahr auch Exportweltmeister. Hier wird der Honig in der Regel schon unreif aus den Stöcken entnommen. Das ist zunächst effektiver: Die Bienen können die Waben gleich wieder neu mit Nektar befüllen und produzieren so viel mehr. Die notwendige Trocknung des Honigs übernehmen dann Maschinen in der Fabrik.

Die frühe Entnahme hat aber auch Nachteile: Auf den langen Transportwegen in China können sich im Honig Hefen bilden, die wiederum zu Gährung führen können. Der noch hohe Wasseranteil von unreif geerntetem Honig ist hierfür ein idealer Nährboden.

Erkennbar ist dies etwa an starker Schaumbildung oder einem alkoholischen Geruch direkt nach dem Öffnen. Der entstandene Alkohol liegt meist aber weit unterhalb der bei Pils üblichen fünf Prozent.

Immer gleicher Geschmack: Honigmischungen

Honige aus dem Supermarkt bestehen meistens aus Mischungen aus aller Welt. Grund: Die Honige einer Marke sollen immer gleich schmecken - so wie es der Verbraucher von seiner gewohnten Marke erwartet. Bei einem Honig direkt vom Imker ist das anders. Der Geschmack variiert von Jahr zu Jahr und hängt stark von klimatischen Bedingungen ab. Allerdings sind die Bezeichnungen des Honigs im Supermarkt oft nichtssagend: "Imkerhonig" etwa bedeutet nur, dass dieser - wie alle Honige - vom Imker geerntet wurde. Auch der Begriff "kaltgeschleudert" ist verwirrend: Es ist überhaupt nicht möglich, Honig anders als kalt zu schleudern.

Supermarkthonige werden im Labor untersucht

Große Honigproduzenten lassen gewöhnlicherweise jede einzelne Charge qualitativ im Labor untersuchen, die in den Handel geht. Dabei orientieren sie sich an den "Leitsätzen für Honig" und der "Deutschen Honigverordnung". Hier sind etwa für Sortenhonige Mindestmengen für Pollen vorgegeben. "Premium"- oder "Auslese"-Honige dürfen bestimmte Hitze-Parameter nicht überschreiten.

Gestreckter Honig: Zusätze oft nicht nachweisbar

Als Naturprodukt darf Honig keine Zusatzstoffe enthalten. Aber: Der Nektar gehört laut dem Deutschen Berufsimkerbund zu den weltweit am meisten verfälschten Lebensmitteln. Oft wird reiner Honig mit Zusätzen gestreckt. Mit gängigen Untersuchungsmethoden lassen sich davon nicht alle entdecken. Honiglabore beobachten schon seit langem: Honigfälscher senden ihnen Proben nur deshalb zu, um ihre Analysemöglichkeiten zu testen. So können sie herausfinden, ob ihre Honigfälschungen bei den üblichen Handelsanalysen auffliegen würden.

Experten sprechen hier von einem Wettlauf zwischen Fälschern und Laboren - ähnlich wie beim Doping im Sport. Manchmal werden Farbstoffe oder Fremdpollen hinzugefügt. Dann ist der Honig nicht mehr sortenrein, wird aber als solcher gekennzeichnet.

Auf großen chinesischen Online-Handelsplattformen werden zum Beispiel industriell erzeugte Fruktose-Sirups zur Streckung von Honig angeboten. In der Produktbeschreibung wird detailliert beschrieben, welche Labortests damit bestanden werden.

Quelle: https://www.ndr.de/

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