Fragen und Antworten zu Grayanotoxinen in Honig

Foto von solod_sha: https://www.pexels.com/de-de/foto/lebensmittel-bienenwabe-suss-kostlich-8105066/

Grayanotoxine sind Pflanzengifte, die unter anderem in einigen Rhododendronarten vorkommen. Die Stoffe können auch in Honig enthalten sein, wenn Bienen den Nektar dieser Pflanzen verarbeitet haben. Das ist vor allem aus der türkischen Schwarzmeerregion bekannt. Aufgrund gelegentlicher Fälle, in denen grayanotoxinhaltiger Honig die Ursache für Vergiftungserscheinungen war, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die folgenden Fragen zum Thema beantwortet.

Grayanotoxine sind Pflanzengifte, die in den Pollen, Blüten und Blättern sowie dem Nektar verschiedener Gattungen der Familie der Ericaceaeauftreten. Ein Beispiel für Grayanotoxin-bildende Pflanzen sind verschiedene Rhododendronarten. Mehr als 180 verschiedene Grayanotoxine kommen natürlich vor. Die Grayanotoxine weisen eine unterschiedliche toxische Potenz auf, wobei aufgrund von experimentellen Daten Grayanotoxin I und Grayanotoxin III die höchste Potenz zugewiesen wird.

Grayanotoxine in den Pollen und im Nektar von Grayanotoxin-bildenden Pflanzen können in den Honig eingetragen werden. Entsprechend kann Honig Grayanotoxine enthalten, wenn er in Regionen gewonnen wird, in denen grayanotoxinhaltige Rhododendronarten weit verbreitet sind. Dazu gehören u. a. R. luteum und R. ponticum, die vor allem an der türkischen Schwarzmeerküste, aber auch in Gebirgsregionen in Spanien und Portugal vorkommen, sowie R. ferrugineum, der in der Alpenregion zu finden ist. Allerdings wird nur ein Teil der mehr als 180 verschiedenen natürlich vorkommenden Grayanotoxine auch tatsächlich in Honigen gefunden. Grayanotoxinhaltiger Honig wird auch als „Pontischer Honig“, „mad honey“ oder aufgrund seines bitteren, scharfen Geschmacks als „bitter honey“ bezeichnet.

Bei Untersuchungen von Rhododendron-Honigen aus Italien in den Jahren 2017-2019 wiesen 30 % der Proben messbare Grayanotoxingehalte von bis zu 0,10 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) auf.. Zwischen den Jahren 2012 und 2017 wurden in der Türkei 127 Honige aus der Schwarzmeerregion auf Grayanotoxine hin untersucht und dabei in 98 Proben Grayanotoxingehalte von bis zu 74 mg/kg nachgewiesen. In einer Analyse von 49 Honigen aus dem deutschen Einzelhandel, welche im Jahr 2015 durchgeführt wurde, konnten keine Grayanotoxine nachgewiesen werden. Die hier untersuchten Honige stammten dabei aus verschiedenen EU- und Nicht-EU-Ländern.

Grayanotoxine, die über Lebensmittel aufgenommen werden, können zu akuten Vergiftungserscheinungen führen. Die akuten Symptome betreffen die Muskeln sowie das Herz-Kreislaufsystem, wobei ein verlangsamter Herzschlag sowie ein Blutdruckabfall am häufigsten zu beobachten sind. Es können auch weitere Symptome wie Schwindel, Lähmungen, Übelkeit, Erbrechen, vermehrter Speichelfluss, Schweißausbrüche oder Durchfall auftreten. Die Symptome treten innerhalb von Minuten und bis zu fünf Stunden nach Verzehr der Lebensmittel auf, in der Regel erholen sich die Patientinnen und Patienten innerhalb weniger Tage. Die Ausprägung der Symptome ist abhängig von der Menge des konsumierten Honigs. Die Ergebnisse einer Studie weisen darauf hin, dass Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, anfälliger für die toxischen Wirkungen von Grayanotoxinen zu sein scheinen.

Aus der wissenschaftlichen Literatur geht hervor, dass sich keine genaue Menge benennen lässt, ab der grayanotoxinhaltiger Honig zu Vergiftungen führt. Die Angaben hierzu in der Literatur liegen zwischen 5 und 180 Gramm. Der Grund ist, dass die Honige in ihrer Zusammensetzung sehr unterschiedlich sind und auch der Gehalt an Grayanotoxinen schwankt. Im ungünstigsten Fall könnte schon ein Teelöffel grayanotoxinhaltigen Honigs zu Vergiftungssymptomen führen. Dem BfR liegen derzeit nur wenige Analysedaten über Gehalte an Grayanotoxinen in Honigen aus der Schwarzmeerregion vor, die kausal mit Vergiftungserscheinungen in Verbindung stehen.

Das BfR empfiehlt, Rhododendron-Honige vor allem aus der Schwarzmeerregion nicht zu verzehren, weil sie gesundheitsschädliche Mengen an Grayanotoxinen enthalten können. Allerdings sieht die deutsche Honigverordnung keine verbindliche Kennzeichnung für die Herkunftsregion oder die Sorte des Honigs vor, sondern lediglich für das Ursprungsland – oder bei Mischhonig für die Ursprungsländer. Bei Honig, der seinen Ursprung in mehreren Ländern hat, kann auch die Angabe „Mischung von Honig aus EG-Ländern / Nicht-EG-Ländern“ oder „Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern“ verwendet werden. Systematische Daten aus der behördlichen Lebensmittelüberwachung zu Honigen in Deutschland, die Grayanotoxine enthalten, sind derzeit nicht verfügbar.

Hier gibt's den gesamten Fragenkatalog als PDF - Fragen und Antworten als PDF | 48.4 KB

Quelle: https://www.bfr.bund.de/

Zurück