Das Mindesthaltbarkeitsdatum könnte aus Europas Supermärkten verschwinden

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Weil zu viele Lebensmittel weggeworfen werden, will die EU-Kommission die Kennzeichnungspflicht reformieren. Es gibt bereits mehrere konkrete Vorschläge.

Pro Jahr werden in der EU etwa 80 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, ein Fünftel der gesamten Produktion, pro Person etwa 170 Kilogramm. Ließe sich diese Menge reduzieren, könnte das Lebensmittel günstiger machen und gleichzeitig den Produktionsdruck von der Landwirtschaft nehmen.

Ein möglicher Ansatz dazu ist, die Kennzeichnungen auf Lebensmitteln zu verändern. Bisher steht auf den meisten Lebensmitteln ein Mindesthaltbarkeitsdatum, auf anderen ein Verbrauchsdatum und auf manchen gar kein Datum. Die EU-Kommission hat mehrere Vorschläge erarbeitet, wie sich diese Angaben ändern könnten. Bald wird sie ein Konsultationsverfahren dazu starten, also um die Meinung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden bitten.

Um die Vorschläge zu verstehen, ist es wichtig, die bisherige Rechtslage zu kennen. Denn schon jetzt ist nicht jedes Lebensmittel mit einem Datum versehen.

  • Die meisten Lebensmittel tragen ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), bis zu dem der Hersteller garantiert, dass die Ware bei richtiger Aufbewahrung ihre Eigenschaften behält. Oft ist es unproblematisch, Lebensmittel nach Ablauf des Datums noch zu essen. Es darf dann sogar noch verkauft werden. Es kommt eher darauf an, ob das Produkt noch frisch aussieht und riecht.
  • Leicht verderbliche Waren wie Fisch, Fleisch oder geschnittene Salate tragen ein Verbrauchsdatum. Dieses Datum sollte ernst genommen werden, weil der Verzehr nach dem Datum krank machen kann.
  • Viele unverpackte Lebensmittel wie Obst und Gemüse tragen gar kein Datum, genauso wie besonders lange haltbare Lebensmittel wie Salz oder Wein.

Quelle: https://www.handelsblatt.com/

Was heißt "Mindesthaltbarkeitsdatum" bzw. "mindestens haltbar bis"?

Das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels wird durch den Hersteller festgelegt. Es gibt an, wie lange dieser die einwandfreie Beschaffenheit des Produktes und seine  Qualitätsmerkmale unter Einhaltung der entsprechenden Lagerbedingungen garantiert.

Bei Kühl- oder Tiefkühlpflichtigen Lebensmitteln ist dieses noch durch die entsprechende Temperaturangabe zu ergänzen (Bsp.: Bei max. +4°C mindestens haltbar bis:").

Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums trägt der Hersteller keine Verantwortung mehr. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Produkt zwingend verdorben oder ungenießbar geworden ist. Mit Ablauf des Datums geht die Verantwortung auf den Inverkehrbringer/Verkäufer über.

Wurde ein Produkt gekauft und das Datum ist im privaten Haushalt überschritten, ist der Verbraucher selbst derjenige, der die Beurteilung der Beschaffenheit vornehmen muss.

Was heißt "Verbrauchsdatum" bzw. "zu verbrauchen bis"?

Das Verbrauchsdatum eines Lebensmittels wird ebenfalls durch den Hersteller festgelegt. Hierbei gilt jedoch im Gegensatz zum Mindesthaltbarkeitsdatum, dass ein Produkt nach Ablauf als nicht mehr für den Verzehr geeignet gilt und nicht mehr zum Verkauf angeboten oder vorrätig gehalten werden darf. Dem Verbrauchsdatum ist die entsprechende Lagertemperatur beizufügen Bsp.: "Bei max. +4°C zu verbrauchen bis:").

Weiterführende Informationen:

Verbrauchsdatum oder Mindesthaltbarkeitsdatum? Neues Instrument zur Unterstützung von Lebensmittelunternehmen (02/2020)

 

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