Akuter Botulismus in deutschen Milchviehbeständen: Botulismus-Fälle des Menschen nach Verzehr von Erzeugnissen sehr unwahrscheinlich

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Akuter Botulismus in deutschen Milchviehbeständen: Botulismus-Fälle des Menschen nach Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen sind sehr unwahrscheinlich

Der Botulismus des Menschen ist eine schwere Erkrankung, die durch Gifte, die Botulinum-Neurotoxine (BoNT), ausgelöst wird. Sie werden vor allem von Bakterien der Spezies Clostri-dium (C.) botulinum im Lebensmittel gebildet und mit der Nahrung aufgenommen. Die Erkrankung führt in der Regel zu spezifischen neurologischen Störungen, z. B. Sehstörungen, Mundtrockenheit, Sprech- und Schluckstörungen, und kann tödlich verlaufen.

Auch Tiere können erkranken, wenn sie BoNT mit dem Futter aufnehmen. Von Nutztieren sind in erster Linie Rinder betroffen. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) das Risiko bewertet, in Deutschland durch Milch und Milcherzeugnissen an Botulismus zu erkranken, wenn Milch gesunder Kühe verarbeitet wird, die allerdings aus einem Betrieb mit akuten Botulismus-Fällen im Milchviehbestand stammt.


In der Europäischen Union muss Rohmilch von Tieren stammen, deren allgemeiner Gesundheitszustand gut ist. Sie dürfen keine Anzeichen von Krankheiten aufweisen, welche eine Kontamination der Milch zur Folge haben könnte. In Milchviehbetrieben mit akuten Botulismus-Fällen können jedoch sowohl von gesunden als auch von kranken Rindern größere Mengen an C. botulinum-Sporen mit dem Kot ausgeschieden werden und beim Melken gesunder Kühe in die Tankmilch gelangen. Durch Verdünnungseffekte beim Transport und während der Verarbeitung in der Molkerei würde sich der Sporengehalt jedoch erheblich reduzieren. Zudem ist ein Auskeimen der Sporen und die Bildung von BoNT in Milcherzeugnissen, die gekühlt oder gefroren gelagert werden (z. B. pasteurisierte Milch, Milcheis), stark gesäuert sind (Sauermilcherzeugnisse) oder einen niedrigen Wasseranteil besitzen (Butter, Milchpulver), nicht zu erwarten. Deshalb sind Botulismus-Fälle nach Verzehr dieser Milcherzeugnisse sehr unwahrscheinlich. Darüber hinaus können die Sporen von C. botulinum durch eine mindestens dreiminütige Erhitzung auf 121 °C oder vergleichbare Erhitzungsverfahren (z.B. Sterilisation, Ultrahocherhitzung) vollständig abgetötet werden. Bei der Ultra-hocherhitzung (UHT-Behandlung, engl. Ultra-high temperature) erfolgt eine kurzzeitige Erhit-zung auf eine Temperatur von mindestens 135 Grad Celsius. Daher sind durch den Verzehr von UHT-Milch und daraus hergestellten Milcherzeugnissen keine Botulismus-Fälle zu erwarten.


Bisher wurden keine Botulismus-Fälle des Menschen im Zusammenhang mit dem Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen in Deutschland berichtet. Weltweit traten einzelne Ausbrü-che und Botulismus-Fälle nach dem Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen auf. Sie wur-den aber zumindest teilweise durch eine nachträgliche Kontamination und/oder fehlerhafte Lagerung verursacht. Daher schätzt das BfR das Risiko, in Deutschland durch den Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen an Botulismus zu erkranken, als sehr gering ein. Diese Einschätzung gilt auch, wenn Milch gesunder Kühe verarbeitet wird, die aus einem Betrieb mit akuten Botulismus-Fällen im Milchviehbestand stammt. Zum Schutz vor Botulismus sollte Rohmilch, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern ab Hof erworben wird, nicht unge-kühlt gelagert werden, auch nicht zur Herstellung von Milcherzeugnissen. Darüber hinaus sollte Rohmilch ab Hof zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen grundsätzlich vor dem Ver-zehr abgekocht werden.

Hier gibt es die vollständige Stellungnahme Nr. 027/2022 des BfR vom 20. Oktober 2022

Quelle: https://www.bfr.bund.de/

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