PFAS („Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“) sind eine große Gruppe von synthetischen Chemikalien, die wegen ihrer hohen Stabilität, Wasser- und Fettabweisbarkeit in zahlreichen industriellen und Verbraucherprodukten eingesetzt werden – etwa in Kochgeschirr (Teflon), Textilien, Papierbeschichtungen, Feuerlöschschäumen und vielem mehr.
1. Eigenschaften und Umweltverhalten
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Sehr persistent: PFAS werden kaum biologisch oder chemisch abgebaut → man spricht auch von „forever chemicals“.
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Bioakkumulation: Viele PFAS reichern sich in Organismen an, insbesondere in fett- und eiweißreichen Geweben.
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Langstreckentransport: Sie können weite Wege in Wasser und Luft zurücklegen und sind inzwischen weltweit nachweisbar, auch in abgelegenen Gebieten.
2. PFAS in Fischen und Fischereierzeugnissen
Quellen der Belastung:
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Eintrag in Gewässer: über Industrieabwässer, Kläranlagen, Deponiesickerwasser oder atmosphärische Deposition.
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Aufnahme durch Fische: PFAS gelangen über das Wasser und die Nahrungskette in Fische.
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Bioakkumulation: Besonders betroffen sind Raubfische und ältere Individuen, da sich PFAS im Laufe der Zeit anreichern.
Betroffene Substanzen:
In Fischen werden vor allem langkettige PFAS gefunden, z. B.:
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PFOS (Perfluoroctansulfonsäure)
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PFOA (Perfluoroctansäure)
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PFNA, PFHxS usw.
PFOS ist in Fisch und Fischereierzeugnissen meist die dominante Verbindung.
3. Gesundheitliche Bewertung
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PFAS können im menschlichen Körper lange Halbwertszeiten (Jahre) haben.
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Mögliche gesundheitliche Wirkungen laut EFSA, BfR und WHO:
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Beeinflussung des Immunsystems (z. B. verringerte Impfantwort bei Kindern)
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Erhöhung des Cholesterinspiegels
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Beeinträchtigung der Leberfunktion
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Beeinflussung von Wachstum, Fruchtbarkeit und Schilddrüsenhormonen
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Grenzwerte und Richtlinien:
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Die EU-Kommission hat 2023 verbindliche Höchstgehalte für PFAS in Lebensmitteln festgelegt (Verordnung (EU) 2023/915).
Für Fisch gelten z. B. (bezogen auf Frischgewicht):-
PFOS: 2 µg/kg für die meisten Fische
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PFOA: 0,5 µg/kg
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Summe bestimmter PFAS (PFOS, PFOA, PFNA, PFHxS): 8 µg/kg für Fischleber, 2 µg/kg für Fischmuskel
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(Einige Werte variieren je nach Fischart und Produktkategorie.)
4. Analytik
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PFAS werden mit hochauflösender LC-MS/MS (Flüssigchromatographie – Tandem-Massenspektrometrie)bestimmt.
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Die Probenvorbereitung erfordert spezielle Vorsichtsmaßnahmen (PFAS-freie Materialien, keine Teflonprodukte).
5. Maßnahmen & Empfehlungen
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Überwachung: Regelmäßige Kontrolle durch Lebensmittelüberwachung und Umweltbehörden (z. B. EFSA, BfR, UBA).
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Verbraucherempfehlungen:
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Belastungen können regional stark schwanken – insbesondere bei Binnenfischen aus belasteten Gewässern.
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Fische aus offenen Meeresgebieten weisen meist geringere PFAS-Gehalte auf.
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Für empfindliche Gruppen (Kinder, Schwangere) empfiehlt sich maßvoller Fischverzehr aus unauffälligen Quellen.
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6. Forschungs- und Regulierungstrends
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Die EU arbeitet an einer Gesamtbeschränkung für PFAS im Rahmen der REACH-Verordnung (voraussichtlich ab 2026 ff.).
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Es wird zunehmend der Summenparameter ∑PFAS oder Σ4 PFAS verwendet, um das Gesamtbelastungspotenzial zu bewerten.
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Ersatzstoffe wie kurzkettige PFAS oder fluorfreie Alternativen werden geprüft – allerdings mit unklarer Umweltverträglichkeit.
weitere Artikel:
- 2025 Tagesschau: Speisefische aus Nord- und Ostsee mit PFAS belastet
- 2022 LGL Bayern: PFOA und PFOS in Fischen
- 2020 LAVES Niedersachsen: “Perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Fischen aus der Ochtum”
Quellen:
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) (2020):
„Risk to human health related to the presence of perfluoroalkyl substances in food.“ https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.2903/j.efsa.2020.6223
Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25. April 2023
„über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln“
(ersetzt VO (EG) Nr. 1881/2006).
Amtsblatt der Europäischen Union, L 119, 5.5.2023, S. 1–64.
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32023R0915
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2021):
„PFAS: Bewertung der gesundheitlichen Risiken per- und polyfluorierter Alkylsubstanzen in Lebensmitteln.“
Stellungnahme Nr. 008/2021.
https://www.bfr.bund.de
Umweltbundesamt (UBA) (2023):
„PFAS – Umweltverhalten, Vorkommen, Regulierung.“
Hintergrundpapier.
https://www.umweltbundesamt.de
Ahrens, L. (2011):
„Polyfluoroalkyl compounds in the aquatic environment: a review of their occurrence and fate.“
Environmental Science and Pollution Research 18(7): 1154–1170.
DOI: 10.1007/s11356-010-0434-2
Gebbink, W. A., van Asseldonk, L., & van Leeuwen, S. P. J. (2017):
„Presence of emerging per- and polyfluoroalkyl substances (PFASs) in river and drinking water near a fluorochemical production plant in the Netherlands.“
Environmental Science & Technology 51(19): 11057–11065.
DOI: 10.1021/acs.est.7b02488
Wang, Z. et al. (2017):
„A never-ending story of per- and polyfluoroalkyl substances (PFASs)?“
Environmental Science & Technology 51(5): 2508–2518.
DOI: 10.1021/acs.est.6b04806
European Commission (2022):
„Guidance document on analytical quality control and method validation procedures for PFAS determination in food and feed.“
Reference: SANTE/11312/2021 Rev. 0.
https://food.ec.europa.eu

