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Gezielter Einsatz oder Kontamination?
An dieser Stelle ist eine wichtige Unterscheidung zu treffen. PFAS werden für die wasser- und schmutzabweisende Wirkung in einer Vielzahl von Alltagsprodukten im Kontakt mit Lebensmitteln oder mit Körperkontakt eingesetzt. Hier sind je nach gewünschtem Effekt bis zu mehrere hundert Milligramm PFAS je Kilogramm (mg/kg) Produkt vorhanden; in Ausnahmefällen können die Gehalte bei bis zu etwa 1.500 mg/kg liegen. Diese Produkte sind demnach gezielt mit PFAS ausgerüstet – das bedeutet, PFAS wurden für die Oberflächenbehandlung eingesetzt.
Ergebnis: Öl zieht auf dem nicht ausgerüsteten Textil ein und bildet eine Perle auf dem ausgerüsteten Textil – Wasser bildet einen flachen Tropfen auf dem nicht ausgerüsteten Textil und bildet eine Perle auf dem ausgerüsteten Textil.
Mögliche Quellen für die Kontamination können das Recycling, Schmierstoffe, Additive (Zusätze), Kreuzkontaminationen und vieles mehr sein.1 Der Übergang auf das Alltagsprodukt ist unerwünscht beziehungsweise die Kontamination im Rahmen der Produktion gegebenenfalls nicht bewusst herbeigeführt. Der Gesetzgeber unterscheidet allerdings nicht zwischen einer Verwendung und einer Kontamination. 2,3 Das Vorhandensein von PFAS ist entscheidend für die rechtliche Bewertung – nicht ob diese für technische Zwecke (wasser- und schmutzabweisende Wirkung) eingesetzt wurden oder als Kontamination (beispielsweise über Recycling) ihren Weg in das Produkt finden.
Untersuchungsergebnisse: Unerwünschte PFAS-Kontaminationen?
Untersuchung von Produkten aus Papier
Bei Papier muss unterschieden werden zwischen Frisch- und Recyclingfasern. Eine Kontamination von Frischfasern mit technischen PFAS ist unwahrscheinlich. Allerdings kann es vorkommen, dass es bei den weiteren Produktionsschritten zu einer Kontamination des Endprodukts kommt.
Bei einzelnen nicht mit PFAS ausgerüsteten Schalen aus Zuckerrohrfasern wies das IfB Lüneburg dennoch PFAS nach – vermutlich infolge einer Kreuzkontamination mit PFAS-haltigen Produkten aus ähnlichem Material.
Besonderes Augenmerk lag auf den Untersuchungen von Recyclingpapier. Es wurden 13 Puzzles und Bilderbücher für Kinder sowie 8 Pizzakartons aus den Jahren 2024 und 2023 auf PFAS untersucht. In den Puzzles und Bilderbüchern konnten bis zu 1,8 mg/kg 6:2-FTOH festgestellt werden. Anders als bei Lebensmittelbedarfsgegenständen aus Papier gilt für Spielzeug der Grenzwert von 1 mg/kg ab 2026 nicht.
Gemäß Umweltbundesamt spielt der Einsatz von PFAS in den mengenmäßig wichtigsten Papiersorten (Wellpappenrohpapiere, Faltschachtelkartons, grafische oder Hygienepapiere) keine Rolle.
Wo drückt der Schuh?
Die risikoorientierte Untersuchung von Bedarfsgegenständen mit Körperkontakt, die möglicherweise mit PFAS ausgerüstet sind, wurde fortgeführt. Nach Outdoor-Textilien wurden Schuhe und Handschuhe für den Außenbereich untersucht. Zu berücksichtigen ist dabei die vielschichtige Zusammensetzung der Proben, die aus zahlreichen Einzelteilen (Unterproben) – wie Textil, Leder und Kunststoff bestehen können. Von den unterschiedlichen Einzelteilen kann wiederum nur ein Teil mit PFAS beschichtet sein. Schuhe können aus bis zu zehn und mehr Einzelteilen bestehen. Aufgrund der Vielzahl an Einzelkomponenten bedeutet eine derartige Probe einen bis zu zehnfach erhöhten Analyseaufwand im Vergleich zu Proben, die aus nur einem Material bestehen.
PFAS – ein Thema für die ganze Lieferkette
PFAS in Alltagsprodukten – Ein Blick in die Zukunft
Aufgrund der rechtlichen Vorgaben, zur Reduktion von PFAS, gehen wir davon aus, dass der Einsatz von PFAS in der Produktion bei Alltagsprodukten immer weiter zurückgeht. Die mit PFAS erzielte Wirkung geht weit über das hinaus, was im Alltag der meisten Verbraucherinnen und Verbraucher notwendig und gewünscht ist. 12
Die PFAS-bedingte Umweltbelastung lässt sich reduzieren, einerseits durch eingeschränkten Einsatz in der Produktion, andererseits über Maßnahmen um die Verwendung in der Lieferkette zu überwachen. Auf diese Weise ließe sich die PFAS-bedingte Umweltbelastung durch Alltagsprodukte deutlich reduzieren.

