Stellungnahme der bayerischen Lebensmittelkontrolleure zum Gutachten zur Struktur und Organisation des amtlichen Veterinärwesens und der Lebensmittelüberwachung

Der gesundheitliche Verbraucherschutz liegt uns sehr am Herzen und wir Lebensmittelkontrolleure sehen ihn als interdisziplinäre Aufgabe. Wir arbeiten intensiv mit dem Fachbereich Veterinärwesen zusammen,  aber: wir ziehen uns nicht deren Stiefel an.
 
Wieder einmal stehen die Lebensmittelkontrolleure, nun nach der Fertigstellung des Gutachtens des Obersten Rechnungshofes, unverschuldet am Pranger der Öffentlichkeit.
 
In  den  Medien  wird  in  einer  die  Lebensmittelkontrolleure  diskreditierenden  Art  und  Weise berichtet.  Man  unterstellt  uns  Korruption,  Bestechlichkeit  und  die  Ankündigung  von  Kontrollen. Diese Behauptungen weisen wir auf das Entschiedenste zurück.
 
So  heißt  es  z.B.  „Die  Kontrollen  funktionieren  nicht“,  „Das  Gutachten  liest  sich  wie  eine Bankrotterklärung“,  „Liste  der  Versäumnisse  ist  lang“,  „Verheerendes  Zeugnis  für  die Lebensmittelüberwachung“ usw. Im Rahmen dieser Vorwürfe werden, wie etwa im Rundschau-Magazin  Bilder  von  offensichtlich  kranken  Hühnern  und  z.  T.  verwesenden  und  verrotteten Geflügelkörpern gezeigt. 
Im  gleichen  Zusammenhang  werden  Eier,  teilweise  aufgeschlagen,  unter  sehr  unhygienischen Lagerbedingungen  gezeigt.  Durch  diese  sensationslüsterne  und  marktschreierische Berichterstattung  entsteht  in  der  Öffentlichkeit  tatsächlich,  wie  bereits  schon  bei  den  letzten sogenannten Skandalen, der Eindruck eines Totalversagens der Lebensmittelüberwachung. 
 
Seit Jahren wird, ausgehend von diversen Fällen, Skandal hin oder her, pauschal die Arbeit der Lebensmittelüberwachung  verunglimpft,  ohne  die  beiden  hier  tätigen  Fachbereiche  mit  ihren unterschiedlichen Aufgaben in der Überwachung zu differenzieren. Weder die Medien noch die Politik sehen sich anscheinend in der Lage, dies klar zu stellen. Vielleicht will man es auch nicht.
 
Beim  Fall  Bayern-Ei  oder  jetzt  nach  der  Veröffentlichung  des  ORH-Gutachtens  werden  in  den Berichten der Medien und in den Interviews munter die Begrifflichkeiten durcheinandergeworfen. Da werden BSE-Krise und Schweinemast-Skandal als Lebensmittelaffären bezeichnet. Wie bitte? 

Mal  wird  vom  Amtstierarzt,  mal  vom  Lebensmittelkontrolleur  gesprochen.  Zwei  komplett verschiedene  Berufsgruppen  mit  kleinen  Überschneidungen  gemeinsamer  Aufgaben.  Für  die Fachbereiche  Tierseuchen  und  Tierschutz,  wo  im  aktuellen  Skandal  die  größten Nachlässigkeiten festgestellt wurden, sind Lebensmittelkontrolleure nicht zuständig. 
 
Lediglich  bei  der  Kontrolle  von  Betrieben,  in  denen  tierische  Lebensmittel  hergestellt  werden, unterstützen  oft  auch  Lebensmittelkontrolleure  im  „Vier-Augen-Prinzip“  den  Amtstierarzt.  Diese Überschneidung macht im wöchentlichen Arbeitsauftrag des Lebensmittelkontrolleurs jedoch nur einen geringen Prozentsatz aus.
 
Unabhängig von diesem ORH-Gutachten, dessen Auswirkungen wir mit Spannung erwarten, hat unser Verband seit Jahren immer wieder und wiederholt bei Gesprächen und in Arbeitskreisen auf  die  Probleme  in  der  täglichen  Arbeit  der  Lebensmittelkontrolleure  hingewiesen,  die unzureichende  Personalsituation,  die  Nichteinhaltung  der  Kontrollvorgaben,  die  fehlende apparative Ausstattung, den überschäumenden Bürokratismus, das aufgeblähte QM-System, die Zunahme  der  zusätzlichen  Aufgaben,  die  unzureichende  Fortbildung,  den  fehlenden Informationsfluss von oben sowie den jährlichen Rückgang der Kontrollzahlen.  Es gab nie eine durchgreifende Reaktion.
 
"Es  scheint  ein  bewährtes  Mittel  der  Politik  zu  sein,  beim  eigenverschuldeten Komplettversagen einen Dummen ausfindig zu machen, damit die Medien und der Mob mit dem  Finger  auf  ihn  zeigen  können.  Es  scheint  so,  als  sei  der  Dumme  im Lebensmittelkontrolleur gefunden."
Leicht abgewandelte Aussage von Nick Hein, 11 Jahre Polizist der Bundespolizei, in einem Beitrag auf Facebook über
seine Arbeit auf dem Hauptbahnhof Köln.
Quelle: https://www.facebook.com/NickHeinMMA/posts/962042023882138:0
 
Der Landesvorstand
Verband der Lebensmittelkontrolleure Bayerns e.V.

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