Mineralöl im Fokus des gesundheitlichen Verbraucherschutzes

Hochaufgereinigte Mineralöle aus raffinierten und prozessierten Rohölen werden in Kosmetika, Arzneimitteln und Lebensmitteln seit vielen Jahrzehnten gezielt eingesetzt. Beispiele hierfür sind Vaseline, mikrokristalline Wachse und Weißöle. Lebensmittel können aber auch durch Mineralöle minderer Qualität kontaminiert werden, die z. B. über Verpackungen aus Recyclingkarton auf das Lebensmittel übergehen. Hier stammen die Mineralöle aus mineralölbasierten Druckfarben, die im Zeitungsdruck verwendet werden. Im Alltag begegnen Verbraucherinnen und Verbraucher mineralölhaltigen Produkten häufig. Dies wird in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert - knapp 70 Prozent der Bevölkerung haben bereits von Mineralölen in Lebensmitteln laut BfR-Verbrauchermonitor vom August 2017 gehört. Die gesundheitliche Risikobewertu ng von Mineralölen in verschiedenen Produkten ist allerdings immer noch schwierig, da viele Datenlücken bestehen. Aus diesem Grund veranstaltete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am 7. und 8. Dezember 2017 das 17. BfR-Forum Verbraucherschutz zum Thema „Mineralöl im Fokus des gesundheitlichen Verbraucherschutzes“ mit mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Berlin-Marienfelde. Um die verschiedenen Facetten der Mineralölthematik zu diskutieren, hatte das BfR europäische Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Verbraucherorganisationen eingeladen. „Für unsere Risikobewertung ist dieser Austausch wichtig, um offene toxikologische und analytische Fragen zu beantworten“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Mineralöl wird aus Rohöl hergestellt und ist eine Mischung aus tausenden verschiedenen Kohlenwasserstoffen. Einzelverbindungen können in diesem komplexen Gemisch nicht identifiziert werden. Mineralöle, die gezielt in Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln oder Arzneimitteln eingesetzt werden, werden durch verschiedene Verfahrensschritte wie Raffination, Extraktion und Hydrierung aufgereinigt. Je nach Aufreinigungsgrad werden dadurch z. B. aromatische Kohlenwasserstoffe, die möglicherweise ein kanzerogenes Potential besitzen, in ihrem Gehalt minimiert. Zu diesen aromatischen Kohlenwasserstoffen gehören auch die sogenannten MOAH -mineral oil aromatic hydrocarbons. Mineralöl enthält auch immer gesättigte Kohlenwasserstoffe - kurz MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons), die bei oraler Aufnahme im Körper akkumulieren.

Das BfR beschäftigt sich mit der Mineralölproblematik bereits seit mehreren Jahren. Bereits im Jahr 2010 wurde auf dem 9. BfR-Forum Verbraucherschutz das Thema „Mineralöl in Lebensmittelverpackungen aus Pappe und Papier sowie in Lebensmitteln“ diskutiert. 2015 hatte das BfR die Aufnahme von Mineralölen aus kosmetischen Mitteln über die Haut bewertet und im Ergebnis festgestellt, dass gesundheitliche Risiken bei den hier eingesetzten hochaufgereinigten Mineralölqualitäten nicht zu erwarten sind.

Beim Einsatz in Lippenpflegeprodukten - die auch über den Mund aufgenommen werden - sollten aus Sicht des BfR nur Wachse und Weißöle verwendet werden, die auch für Lebensmittel zugelassen sind und für die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine duldbare tägliche Aufnahmemenge( ADI-Wert) abgeleitet hat.

Ziel des 17. BfR-Forums Verbraucherschutz ist es, den aktuellen Wissensstand zur Analytik, Identität und Toxikologie von Mineralölkomponenten in den verschiedenen Regelungsbereichen - wie Lebensmittel, Lebensmittelkontaktmaterialien, kosmetische Mittel - sowie die laufenden Aktivitäten zur Bewertung potentiell gesundheitlicher Risiken zu diskutieren. Auch werden mögliche Regelungsansätze in verschiedenen Bereichen vorgestellt.

Quelle: www.bfr.bund.de

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