Fremdkörper in Lebensmitteln sind nicht gewollte Objekte wie Metallteile, Glassplitter, Holz, Kunststoff, Haare oder Insektenfragmente, die eine Verletzungs-, Erstickungs- oder Gesundheitsschädigungsgefahr darstellen. Solche Verunreinigungen können auf natürliche Weise (z.B. durch Ernte) oder durch den gesamten Produktionsprozess, Transport oder die Zubereitung in Lebensmittel gelangen. Verbraucher sollten bei Funden von Fremdkörpern die Produkte nicht mehr essen und sich über das Portal lebensmittelwarnung.de informieren, gegebenenfalls ärztliche Hilfe suchen und bei Verletzungen den Notruf wählen.
Seit dem Start von www.lebensmittelwarnung.de vor zehn Jahren bis zum 15. Oktober 2021 wurden in dem Portal insgesamt 1.603 Meldungen publiziert. Zweithäufigster Warngrund waren Fremdkörper wie Glas- oder Metallsplitter. Eine Verunreinigung durch Fremdkörper kann in fast allen Produktgruppen auftreten.
In der amtlichen Überwachungspraxis stellen Fremdkörper aller Art in Lebensmitteln eine immer wiederkehrende Herausforderung dar. Art und Herkunft des Fremdkörpers sowie dessen rechtliche Einstufung und Beurteilung werfen vielfältige Fragen auf, die der Klärung bedürfen. Daher ist für die Beurteilung entscheidend, welche Art Fremdkörper in einem Lebensmittel gefunden wurde. Leider ist die Identifizierung nicht immer so einfach wie bei Glasoder Metallpartikeln und erfordert zum Teil einen erheblichen analytischen Aufwand sowie ein hohes Maß an Erfahrung.
Für die meisten Fremdkörper bedarf es zunächst einer makroskopischen Untersuchung, auch unter Zuhilfenahme einer Lupe oder eines Lupenmikroskopes. Hierbei können oft schon makroskopisch unklare Gesichtspunkte geklärt werden, wie zum Beispiel ob es sich um ein pflanzliches, tierisches oder künstliches Gebilde handelt.
Wie kann man Fremdkörper im Produktionsprozess finden und vermeiden?
Viele Unternehmen setzen hier auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen im Qualitäts- und Hygienemanagement.
Die wichtigsten Ansätze:
Fremdkörpermanagement in Lebensmittelbetrieben umfasst eine strategische Planung und Umsetzung von Maßnahmen, um das Risiko der Verunreinigung von Lebensmitteln mit physikalischen Fremdkörpern wie Glas, Metall oder Plastik zu minimieren.
IFS-Leitfaden für ein effektives Fremdkörpermanagement
1. Prävention im Produktionsprozess
Lieferantenkontrolle: Nur geprüfte Rohstoffe von zertifizierten Lieferanten einkaufen.
Wareneingangskontrolle: Sichtkontrollen, Stichproben, ggf. Siebe oder Metalldetektoren schon am Wareneingang.
Maschinenwartung: Regelmäßige Inspektion, um lockere Schrauben, defekte Teile oder Abplatzungen zu verhindern.
Hygiene & Sauberkeit: Strikte Reinigungs- und Hygienepläne, um z. B. Kunststoff- oder Glasbruch zu vermeiden.
Materialmanagement: Möglichst keine Glasbehälter oder zerbrechlichen Materialien in Produktionsnähe verwenden.
2. Technische Kontrollsysteme
Metall-Detektoren: Finden ferromagnetische und nicht-ferromagnetische Metalle.
Röntgen-Scanner: Erkennen neben Metallen auch Glas, Steine, harte Kunststoffe oder Knochen.
Optische Systeme / Kameras: Prüfen visuell auf Fremdkörper, Form- und Farbabweichungen.
Siebe und Filter: Für pulverförmige oder flüssige Produkte (Mehl, Getränke etc.).
Magnete: Ziehen metallische Partikel aus Rohstoffen (z. B. in Mühlen).
3. Organisatorische Maßnahmen
HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points): Systematische Gefahrenanalyse, welche Gefahren können bestehen, wie können Sie verhindert werden und Festlegung kritischer Kontrollpunkte.
Mitarbeiterschulung: Bewusstsein schaffen, dass jeder Mitarbeitende mögliche Risiken erkennt und meldet.
Glas- & Hartplastikregister: Erfassung aller möglichen Bruchquellen mit Inspektionsroutinen.
Dokumentation & Rückverfolgbarkeit: Jede Charge muss im Zweifel schnell zurückgerufen werden können.
4. Praktische Tipps
Linien immer so planen, dass Kontrollpunkte mehrfach hintereinander stehen (z. B. Sieb + Magnet + Detektor).
Regelmäßige Validierung durchführen und Testkörper einsetzen (Metallkugeln, Glasstücke etc. in Prüfchargen).
Vorfallmanagement einrichten: klarer Ablaufplan bei Verdacht auf Fremdkörper.